Kapselendoskopie

Die Kapselendoskopie ist eine relativ neue Methode in der Gastroenterologie, um die Schleimhaut des Magen-Darm-Traktes, v.a. im Bereich des Dünndarms, zu untersuchen.  Das Verfahren wurde im Jahr 2000 entwickelt, um den schwer zugänglichen Dünndarm mit Hilfe einer Kamera darzustellen. Innerhalb weniger Jahre ist die Kapselendoskopie zu einem Standardverfahren geworden. Dabei schlucken die Patienten eine Einmal-Kapsel, die etwa so groß ist wie ein Gummibärchen. Sie enthält eine Kamera, lichtstarke LEDs, einen Sender und eine Energiequelle. Durch die natürliche Darmbewegung wird die Kapsel durch den 4 bis 5 m langen Dünndarm fortbewegt. Zwischen sechs und acht Stunden kann das dauern. Während dieser Zeit werden pro Sekunde zwei hochwertige Farbbilder, in schnelleren Passagen sogar sechs aufgezeichnet und auf einen kleinen Rekorder gesendet, den der Patient bei sich trägt. Bei der Kapselendoskopie können Sie sich normal bewegen und Ihrem Tagesablauf nachgehen, also auch arbeiten. Die Kapsel, die nur einmal verwendet wird, wird spätestens nach zwei bis drei Tagen auf natürlichem Weg ausgeschieden.

Bauchschmerzen, Kapselendoskopie bei Gastroenterologie Berlin

Während der Kapselendoskopie entstehen mehr als 50 000 Bilder, die durch ein spezielles Computerprogramm als Einzelbild oder Videofilm dargestellt werden. Die Auswertung erfolgt durch einen endoskopisch erfahrenen Facharzt für Gastroenterologie und dauert etwa ein bis zwei Stunden. Danach kann der Gastroenterologe die Diagnose stellen, dem Patienten Klarheit über die Ursachen seiner Beschwerden verschaffen und eine geeignete Behandlung (Therapie) einleiten. Zu den wichtigsten Vorteilen der Kapselendoskopie gehören:

  • einfache, sichere und nicht-invasive Methode
  • sehr schonend für den Patienten
  • keine Strahlenbelastung
  • Patienten bekommen keine Beruhigungs- oder Betäubungsmittel (Sedierung)
  • es muss kein Kontrastmittel eingenommen werden
  • die Kapsel lässt sich leicht schlucken
  • minimale Beeinträchtigung des Patienten durch die Untersuchung
  • keine Untersuchung im Intimbereich, die bei vielen Patienten mit Schamgefühlen behaftet ist

Mittlerweile gibt es unterschiedliche Typen von Kapselkameras. Sie sind speziell für die Untersuchung des Dünn- und Dickdarms, des Magens und der Speiseröhre entwickelt worden. Manche ermöglichen fast eine Rundumsicht. Aufgrund des großen Blickfeldes und der hohen Auflösung der eingebauten Kamera(s) sind Veränderungen im Inneren des Verdauungstraktes für den Gastroenterologen gut sichtbar.

Die Kapselendoskopie ist ein rein diagnostisches Verfahren. Im Gegensatz zur Darmspiegelung (Koloskopie) oder Magenspiegelung (Gastroskopie) können dabei keine Gewebeproben entnommen und  keine Darmpolypen abgetragen werden. Das bedeutet, dass sich bei auffälligen Befunden in diesen Fällen weitere Untersuchungen wie z.B. eine Darmspiegelung (Koloskopie) durch Ihren Gastroenterologen anschließen.

Wann wird eine Kapselendoskopie durchgeführt (Indikationen)?

Mithilfe der Kapselendoskopie lassen sich ungeklärte Darmblutungen besser lokalisieren als mit einer Magen- oder Darmspiegelung (Gastroskopie bzw. Koloskopie). Die Kapselendoskopie ersetzt die Spiegelung nicht, sondern schließt eine diagnostische Lücke im Bereich des Dünndarms. Immer häufiger wird sie auch zur Diagnostik von chronisch-entzündlichen Veränderungen im Dünndarm eingesetzt, z. B. bei Morbus Crohn. In Einzelfällen kommt sie auch bei chronischen Bauchschmerzen oder Durchfällen infrage. Die Kapselendoskopie gibt dem Facharzt für Gastroenterologie außerdem Aufschluss darüber, ob Tumore vorliegen, Polypen (Polyposis-Syndrome) oder eine Glutenunverträglichkeit (Zöliakie).

Gastroenterologie Berlin diagnostiziert Morbus Crohn

Die Europäische Gesellschaft für Gastroenterologie (ESGE) empfahl im Jahr 2012 in ihrer Leitlinie, eine Kapselendoskopie auch im Bereich des Dickdarms einzusetzen, wenn eine vollständige Darmspiegelung (Koloskopie) bei dem Patienten nicht möglich war, oder wenn ein erhöhtes Risiko für Blutungen und Darmverletzungen besteht bzw. Komplikationen bei der Anwendung von Beruhigungs- und Betäubungsmitteln auftreten könnten. Für die Untersuchung des Dickdarms wird eine spezielle Kapsel verwendet, die zwei Kameraköpfe hat. Der Patient muss zusätzlich ein- bis zweimal eine spezielle Flüssigkeit trinken, damit die Kapsel schneller den Dickdarm erreicht.

Experten hoffen außerdem, dass sich durch die Kapselendoskopie die Bereitschaft und die Akzeptanz in der Bevölkerung erhöht, an Darmkrebs-Vorsorgeuntersuchungen teilzunehmen. Denn zur Früherkennung eignet sich nicht nur die Darmspiegelung (Koloskopie), sondern auch die Kapselendoskopie. Allerdings wird diese Methode von den Experten der Fachgesellschaften noch nicht allgemein für die Darmkrebsvorsorge empfohlen.

Gegenanzeigen (Kontraindikationen) für eine Kapselendoskopie

Gastroenterologie Berlin Mitte, Magen, Darm, Anatomie

Bei Patienten mit bekannten Engstellen des Darms (Stenosen) führt der Gastroenterologe keine Kapselendoskopie durch. Patienten, die an chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen leiden oder bei denen schon mehrere Operationen durchgeführt wurden, werden vorher untersucht, um Engstellen durch eine Röntgendarstellung des Darms auszuschließen. Wer einen Herzschrittmacher trägt, kommt für eine Kapselendoskopie ebenfalls nicht infrage, ebenso Menschen, die aufgrund eines Diabetes an Magen- und Darmträgheit (Gastroparese) leiden sowie Schwangere.

Vorbereitung der Kapselendoskopie

Ihr Facharzt für Gastroenterologie informiert Sie in einem Vorgespräch ausführlich darüber, wie Sie sich auf die Kapselendoskopie vorbereiten sollten. Vor der Untersuchung müssen Sie Ihren Darm gründlich reinigen und Ihre Nahrungs- bzw. Flüssigkeitsaufnahme entsprechend anpassen. Am Vorabend der Untersuchung sollten Sie eine abführende Flüssigkeit trinken, um den Darm vollständig zu entleeren. Am nächsten Tag kommen Sie nüchtern in die Praxis.

Durchführung der Kapselendoskopie

Gastroenterologen Berlin werten Kapselendoskopie aus

Zuerst legt Ihnen der Facharzt für Gastroenterologie die Sensoren und den Gürtel mit dem Recorder an. Danach schlucken Sie auf nüchternen Magen die Endoskopiekapsel wie eine Tablette mit einem Schluck Wasser runter. Anschließend können Sie die Praxis wieder verlassen. Durch die Eigenbewegung des Darms (Peristaltik) wird die Kapsel durch den gesamten Verdauungstrakt befördert. Dabei macht die Mikrokamera hochwertige, farbige Aufnahmen. Sensoren, die an Ihrem Bauch angebracht sind, schicken die Bilder an einen Datenrekorder, den Sie um die Hüfte tragen. Nach etwa acht Stunden hat die Kapsel ihre Reise durch den Magen-Darm-Trakt beendet. Danach kehren Sie in die Praxis zurück, damit der Recorder und Sensoren wieder entfernt werden. Die Daten werden nun auf einen Computer übertragen. Mit einer speziellen Software sucht der behandelnde Gastroenterologe nun nach Blutungsquellen, Polypen oder entzündlichen Schleimhautschäden.

Gibt es Risiken oder hinterher Beschwerden?

Komplikationen treten vei der Kapselendoskopie nur äußerst selten auf und sind meistens harmlos. Nur in Einzelfällen bleibt die Kapsel zu lange im Magen-Darm-Trakt (Kapselretention) und wird nicht nach spätestens drei Tagen ausgeschieden. Meistens hat es mit der zugrunde liegenden Krankheit zu tun, z.B. einem Darmverschluss. Wird die Kapsel nicht auf natürlichem Wege ausgeschieden, kann der Facharzt für Gastroenterologie sie mithilfe einer Endoskopie (Enteroskopie) herausholen. In äußerst seltenen Fällen liegt bei dem Patienten eine schwerwiegende Engstellung des Darms vor, die operativ behandelt werden muss. Um Risiken möglichst gering zu halten, auch bei Patienten, die möglicherweise eine Engstelle im Bereich des Dünndarms aufweisen aber dringend eine Kapselendoskopie zur weiteren Diagnostik benötigen, kann der Gastroenterologe eine sich selbst auflösende Kapsel verwenden (Patency Kapsel). Diese kann als Testkapsel eingenommen werden. Bei einer Engstelle lässt sich die Kapsel im Röntgenbild nachweisen. Sie löst sich dann von selbst auf und kann über den natürlichen Weg ausgeschieden werden. So kann aber die Engstelle genau definiert werden.