Was ist Funktionsdiagnostik?
Die Funktionsdiagnostik wird in der Gastroenterologie eingesetzt, um Probleme beim Speisentransport vom Mund in den Magen sowie Störungen des Verdauungstraktes und des Stoffwechsels abzuklären. Fehlbesiedlungen im Dünndarm, Entzündungen der Speiseröhrenschleimhaut oder Nahrungsmittelunverträglichkeiten können mit verschiedenen Tests leicht festgestellt werden. Bei folgenden Beschwerden setzt der Gastroenterologe die Funktionsdiagnostik ein:
- Sodbrennen
- Blähungen (Meteorismus)
- Übelkeit
- Durchfall (Diarrhoe)
- Abgehende Winde (Flatulenzen)
- Bauchschmerzen
- Stuhlinkontinenz
- Chronischer Reizhusten
- Schluckstörungen (Dysphagie)
Mit der Funktionsdiagnostik können bildgebende (endoskopische) Verfahren und feingewebliche (histologische) Untersuchungen ergänzt werden. Die verschiedenen angebotenen Methoden umfassen:
- Druckmessung in der Speiseröhre (Ösophagusmanometrie)*
- Langzeit-pH-Metrie über 24 Stunden (pHM-Säuremessung simultan in Magen und Speiseröhre)*
- Laktose-H2-Atemtest (zum Nachweis einer Milchzuckerunverträglichkeit)
- Fruktose-H2-Atemtest (zum Nachweis einer Fruchtzuckerunverträglichkeit)
- Glukose-H2-Atemtest (zum Nachweis einer bakteriellen Fehlbesiedlung des Dünndarms)
- Transitzeitmessungen im Kolon (Hinton-Test)*
- Oraler Glucosetoleranz-Test (zur Diagnose einer Vorstufe des Diabetes mellitus)
- Eisenresorptions-Test (zur Diagnose einer Eisenresorptionsstörung)*
- Videokapselendoskopie (zur endoskopischen Diagnostik des Dünndarms)*
* Diese Untersuchungen werden im ambulanten Diagnostikzentrum unserer Kooperationspartner durchgeführt.
Welche Untersuchung ist für Sie geeignet?
Der Facharzt für Gastroenterologie entscheidet individuell anhand der geschilderten Beschwerden, welche Methoden und Verfahren angewendet werden, um die Ursachen zu erkennen und die Erkrankungen dann entsprechend zu behandeln. Im persönlichen Gespräch wird Ihnen erklärt, warum die ausgewählte Untersuchung speziell für Sie geeignet ist und welche Erkenntnisse daraus resultieren können. Insbesondere geht es darum, die Leistungen (Funktionen) eines Organs oder Organsystems zu überprüfen. Der Schwerpunkt liegt dabei bei der Funktion des Magen-Darm-Traktes, der Bauchspeicheldrüse sowie dem Erkennen von Transportstörungen der Speiseröhre. Wenn Patienten zu Durchfall und Blähungen oder zu Übelkeit und Bauchschmerzen neigen, kann sich dahinter eine Milch- oder Fruchtzuckerunverträglichkeit verbergen. In der Funktionsdiagnostik kann mit einfachen und nicht belastenden Tests eine so genannte Intoleranz vom Gastroenterologen schnell festgestellt werden. Die Möglichkeiten der Funktionsdiagnostik können in der Gastroenterologie auch eingesetzt werden, um Diabetes mellitus festzustellen oder um zu überprüfen, ob eine Behandlung (Therapie) von Helicobacter pylori Bakterien erfolgreich war.
Vorbereitung und Durchführung
Bevor ein Funktionstest vorgenommen wird, werden Sie von Ihrem Facharzt für Gastroenterologie ausführlich darüber informiert, wie der Test abläuft und wie Sie sich auf die einzelnen Tests vorbereiten sollten. Damit die Resultate eindeutig und auswertbar sind ist es wichtig, diese Informationen genau zu lesen und einzuhalten.
Wozu dient der H2-Atemtest?
Mit so genannten H2-Atemtests überprüft der Facharzt für Gastroenterologie, ob eine Unverträglichkeit von Milchzucker (Laktose) oder Fruchtzucker (Fruktose) sowie Glukose oder Sorbit vorliegt.
Damit der Test erfolgreich durchgeführt werden kann ist es wichtig, dass Sie 12 Stunden vorher nicht mehr rauchen und auch nichts mehr essen und trinken. Außerdem dürfen Sie zwei Wochen vorher keine Antibiotika einnehmen. Innerhalb der letzten 14 Tage darf keine Darmspiegelung (Koloskopie) durchgeführt worden sein. Zu Beginn des Tests erhalten Sie eine spezielle Flüssigkeit zu trinken und pusten dann etwa alle 15 Minuten in ein Testgerät. Die Untersuchung dauert je nach Testsubstanz zwischen zwei und drei Stunden. Sie ist schonend und ungefährlich. Zwischendurch können Sie lesen und sich ausruhen.
Wei verläuft der C13-Atemtest
Mit diesem Atemtest weisen Gastroenterologen über die Atemluft nach, ob in Ihrem Magen ein Befall mit Helicobacter pylori Bakterien vorliegt. Diese sind für verschiedene Magenerkrankungen, z.B. Magengeschwüre und Magenschleimhautentzündungen, verantwortlich. Bei einer bestehenden Infektion wird der Harnstoff gespalten. Es entsteht ein C13 markiertes Kohlendioxid, das in der Atemluft nachgewiesen werden kann.
Der Test dauert etwa 40 Minuten. Um ihn durchführen zu können, müssen Sie nüchtern in die Praxis kommen und dürfen 12 Stunden vorher nicht mehr rauchen, essen oder trinken. Falls Sie magensaftreduzierende Medikamente einnehmen, werden diese in Absprache mit Ihrem Gastroenterologen 10 Tage vor der Untersuchung abgesetzt. Außerdem dürfen Sie 4 Wochen vorher keine Antibiotika einnehmen. Der Test beginnt mit einer Atemprobe. Anschließend trinken Sie eine Fruchtsaft-Lösung, die eine speziell markierte Harnstoffsubstanz (C13) enthält. Nach 20 Minuten geben Sie erneut eine Atemprobe ab. Die Proben werden dann analysiert. Nach etwa einer Woche steht das Ergebnis fest.
Inkontinenz, Verstopfung – Abklärung mit dem Hinton-Test
Um Inkontinenz, eine chronische Verstopfung (Obstipation) oder Probleme bei der Stuhlentleerung abzuklären, wendet Ihr Gastroenterologe den Hinton-Test an. Damit kann er die Passagezeit im Dickdarm bestimmen und feststellen, ob der Transport des Darminhaltes an einigen Stellen des Dickdarms besonders lange dauert. Der Hinton-Test gibt bereits entscheidende Hinweise über den Schweregrad und mögliche Ursachen einer Verstopfung (Obstipation).
Sie schlucken dazu sechs Tage lang zur gleichen Uhrzeit zwei Gelatinekapseln. Diese enthalten röntgendichte Marker, die aus ungefährlichen, unverdaulichen Plastikkügelchen bestehen. Am siebten Tag wird die Anzahl und Verteilung der verbliebenen Marker im Darm durch eine Röntgenuntersuchung festgestellt. Wichtig ist, dass Sie in dieser Zeit keinerlei Maßnahmen ergreifen, die abführend wirken. Ansonsten müssen Sie sich auf den Hinton-Test nicht speziell vorbereiten.
Reflux-Krankheiten erkennen mit pH-Metrie:
Bei Verdacht auf Refluxkrankheiten wird Ihr Gastorenterologe die pH-Metrie zur Erkennung einsetzen. Als Reflux wird der krankhaft gesteigerte Rückfluss (Reflux) von Verdauungssäften in die Speiseröhre bezeichnet.
Für diese Untersuchung müssen Sie nüchtern sein. Der Gastroenterologe wird eine Sonde durch die Nase über den Rachen und die Speiseröhre bis in den Magen eingeführt. Die Sonde hat zwei Mess-Elektroden. Damit kann der pH-Wert im Magen und in der Speiseröhre (Ösophagus) über 24 Stunden gemessen werden. Sie tragen einen Datenrecorder, am Körper welcher die Werte aufzeichnet. Während der Messung können Sie sich wie gewohnt bewegen, ernähren und in der Nacht flach schlafen. Flüssigkeit nehmen Sie am besten mit den Mahlzeiten zu sich. Am nächsten Tag werden Gerät und Sonde wieder entfernt und die Aufzeichnungen vom Gastroenterologen ausgewertet.
Manometrie – Beschwerden in der Speseröhre und am Darmausgang
Mit Hilfe der Manometrie können Störungen der Speiseröhre (Schluckbeschwerden) oder des Darmausgangs gemessen werden.
Dazu wird eine Sonde durch die Nase über den Rachen und die Speiseröhre bis in den Magen vorgeschoben. Danach wird die Sonde langsam zurück gezogen und dabei der Druck im Bereich der Speiseröhre (Ösophagus) und des Dünndarms gemessen. Für diese Untersuchung müssen Sie nüchtern sein.
Bei der Druckmessung des Enddarms wird mit ähnlichen Sonden gearbeitet. Allerdings kommt zusätzlich ein kleiner, aufblasbarer Ballon zum Einsatz. Dadurch werden Druck-, Schmerz- und Stuhlgangsempfinden simuliert. Dieses Verfahren wendet der Gastroenterologe vor allem bei Inkontinenz und Verstopfung (Obstipation) an. Damit der Enddarm leer ist, bekommen Sie vor der Untersuchung ein Klistier zur spontanen Stuhlentleerung.
Gibt es Risiken oder hinterher Beschwerden?
Die verschiedenen beschriebenen Verfahren der Funktionsdiagnostik erfolgen im wachen Zustand. Sie sind in der Regel wenig belastend und mit keinen Risiken verbunden. Nebenwirkungen dieser Untersuchungen sind nicht bekannt.
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